Bei einer Einsatzübung des Grundausbildungslehrgangs der Berufsfeuerwehr Karlsruhe ist es am 29. Juli 2018 zu einem Beinaheunfall gekommen. Bei der Übergabe einer angenommen leblosen Person aus einem Fenster an die Drehleiterbesatzung verhakte sich die Mitteldruckleitung des Atemschutzgerätes eines Atemschutzgeräteträgers in der Reling des Drehleiterkorbes (Rosenbauer L 32). Der Geräteträger wurde bei der nachfolgenden Bewegung, Einziehen des Leitersatzes der Drehleiter, beinahe aus dem Fenster gezogen.
Der Bericht der Feuerwehr Karlsruhe im Wortlaut:
Im Rahmen der Abschlussübung eines Übungswochenendes des Grundausbildungslehrgangs der Berufsfeuerwehr Karlsruhe in Hammelburg (Bayern) kam es am 29.07.2018 zu einem Beinaheunfall eines Atemschutzgeräteträgers bei der Übergabe einer „leblosen“ Person in den Rettungskorb einer DLK. Nur dem schnellen Handeln der Drehleiterbesatzung sowie eines weiteren Einsatztrupps war es zu verdanken, dass alle Beteiligten mit dem Schrecken davon gekommen sind.
Bei der Übung hat sich folgendes zugetragen:
Ein Atemschutztrupp hatte beim Durchsuchen eines verrauchten Bereichs eine „leblose“ Person vorgefunden. Die Person wurde von dem Angriffstrupp zum Übergabepunkt (Fenster 1.OG) gebracht, wo der Drehleiterfahrzeugführer im Rettungskorb bereits zur Entgegennahme bereit stand. Zur Unterstützung kam ein weiterer Atemschutztrupp zum Fenster.Die „leblose“ Person wurde über die Fensterbrüstung in den Rettungskorb dem DLK- Fahrzeugführer übergeben. Aufgrund der Platzverhältnisse zog sich der Fahrzeugführer mit der „leblosen“ Person auf den Boden des Korbes zurück. Da für ihn ein Bedienen des Korbes somit nicht mehr möglich war, gab er seinem Maschinisten den Arbeitsauftrag, den Korb zu Boden zu fahren. Beim Einziehen des Leiterparks bzw. Wegfahren des Rettungskorbes vom Gebäude hakte sich der Lungenautomatenschlauch (Verbindungsschlauch von der Mitteldruckleitung zum Lungenautomaten) eines der Atemschutzgeräteträger an der Reling des Rettungskorbes ein. Der Atemschutzgeräteträger wurde bei der Einzugsbewegung des Leiterparks aus dem Fenster gezogen.
Dies wurde vom Fahrzeugführer der DLK erkannt. Durch lautes Zurufen „Stopp“ über das Außenmikrofon am Korb brachte der Drehleitermaschinist durch Wegnahme des Fußes von der Freigabetaste den Rettungskorb sofort zum stehen. Zeitgleich hatten die drei Atemschutzgeräteträger die Notsituation erkannt und durch schnelles Handeln und Zugreifen ein weiteres Hinausziehen ihres Kollegen verhindert. Dabei riss der Lungenautomatenschlauch am Übergang zur Mitteldruckleitung ab. Des Weiteren hat sich die Reling des Rettungskorbes verbogen. Verletzt wurde zum Glück niemand. Alle Beteiligten kamen mit dem Schrecken davon. Hätte sich der Angriffstrupp in einem real verrauchten Bereich befunden, wäre sicherlich eine Rauchgasintoxikation die Folge gewesen.
Maßnahmen der Feuerwehr Karlsruhe:
- Information über den Unfallhergang auf allen Wachschichten sowie für andere Feuerwehren über die Internetportale DREHLEITER.info und Atemschutzunfaelle.eu
- Prüfung des Abänderns der Bauform der Reling an den Bestandsleitern der Feuerwehr Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Drehleiter-Hersteller
- Information des Drehleiter-Herstellers
Herzlichen Dank an die Branddirektion Karlsruhe für diese sicher nicht selbstverständliche, offene Fehlerkultur und für die Zusendung des Beinaheunfall-Berichts.
Nur durch diese Offenheit können wir unsere Handlungsweisen in Ausbildung und Einsatz verbessern und Unfälle in der Zukunft verhindern.