Am Dienstag, den 05. September 2006 kam es in Hannover (Niedersachsen) zu einem Unfall mit einer Hubarbeitsbühne, bei dem ein Mann zu Tode kam. BG BAU Aktuell – Ausgabe 4/2006 – Bericht in der Rubrik „Aus Unfällen lernen“
Zeitungsartikel aus der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung – Ausgabe 06.09.2006:
Fensterputzer stürzt in den Tod
Lastwagen rammt mobile Hebebühne vor Nord/LB / Familienvater war offenbar nicht gesichert
Von Jens Hauschke
Ein 49-jähriger Familienvater aus Ronnenberg ist am Dienstagmorgen bei einem schrecklichen Unfall an der Nord/LB getötet worden.
Ein Lastwagenfahrer hatte um kurz nach 7 Uhr eine mobile Hebebühne gerammt, mit deren Hilfe zwei Fensterputzer die Scheiben an der Seite zum Alten Rathaus reinigen wollten.
Während sich der 24-jährige Kollege des Verunglückten nach dem Zusammenstoß in dem Korb der Hebebühne festhalten konnte, stürzte der 49-jährige Mann aus etwa 20 Metern Höhe auf den Friedrichswall. Er verstarb vor den Augen der geschockten Kollegen sowie zahlreicher Autofahrer und Fußgänger.
Die Schuldfrage könnte für die Familie des Getöteten zur Existenzfrage werden: Zwar wurde gegen den 50-jährigen Lastwagenfahrer wie üblich ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Nachdem sich gestern allerdings Polizei, Baugenossenschaft und Gewerbeaufsichtsamt ein Bild von der Unfallstelle gemacht hatten, sah es eher so aus, als habe der Familienvater fahrlässig gehandelt. Er war offensichtlich nicht angeschnallt. „Dem Arbeitgeber des Getöteten ist nach ersten Erkenntnissen jedenfalls kein Vorwurf zu machen“, sagte eine Sprecher des Gewerbeaufsichtsamts.
Bevor die Ermittlungen nicht abgeschlossen sind, will aber keine der beteiligten Behörden eine abschließende Stellungnahme abgeben. Der Hubwagen stand auf dem Gehweg im Kreuzungsbereich Friedrichswall/Ecke Willy-Brandt-Allee. Das Fahrzeug war gesichert, die beiden Arbeiter befanden sich in dem Korb der Hebebühne und putzten die Fenster.
Ein dritter Mann stand auf dem Gehweg, um den Hubwagen abzusichern oder um bei einem technischen Problem zur Verfügung zu stehen. Die beiden Männer steuerten von dem Korb aus die Hebebühne – und dabei muss der Schwenkarm der Bühne für kurze Zeit auf die Fahrbahn geragt haben. Vermutlich nicht einmal einen halben Meter. Aber gerade in dem Moment fuhr ein Lastwagen vorbei und berührte den Arm. Er drückte diesen gegen eine Ampel, die knickte um und der Arm schwang zurück. Dabei wurde der 49-Jährige aus dem Korb geschleudert.
Das Auto einer 20-Jährigen, die direkt hinter dem Lastwagen fuhr, wurde ebenso beschädigt wie Teile der Fassade an der Nord/LB und der Hubwagen. Die junge Frau blieb unverletzt. Die beiden Arbeitskollegen des Getöteten erlitten einen Schock und kamen ins Krankenhaus.
Die Polizei leitete den Verkehr um, es kam bis Mittag zu erheblichen Behinderungen in der Innenstadt.
Der getötete Familienvater war ein erfahrener Vorarbeiter, der seit mehr als 20 Jahren in der Firma gearbeitet hatte. Er hinterlässt eine Frau und einen Sohn. Der Mann reinigte seit den ersten Tagen die Fenster der Bank. „Er hat auch privat bei manchen von uns zu Hause Fenster geputzt“, sagte eine fassungslose Mitarbeiterin der Bank.
Quelle: HAZ
Stand: 19.01.2007